Einzelne Berufsschulstandorte dürfen nicht abgehängt werden!

Die Kreisverbände der Jungen Union und der Schüler Union in Chemnitz sehen die kommende Neuplanung des sächsischen Berufsschulnetzes mit kritischen Augen und schließen sich der Aussage von Frank Heinrich MdB (CDU) an, es müsse „intensive Nachverhandlungen“ geben. Das erklärte Ziel der Landesregierung ist prinzipiell sehr löblich. Den strukturellen Fokus des Berufsschulnetzplanes teilweise aus den drei Großstädten des Freistaates in ihr Umland zu verlagern stärkt kleinere Standorte und macht das Leben außerhalb der Großstadt attraktiver. Jedoch sehen wir die konkrete Umsetzung mit kritischen Augen und daher viel Bedarf zur Besserung.

Der kompletten Verlagerung der Ausbildung für Einzelhändler nach Limbach-Oberfrohna stehen noch zu viele ungeklärte infrastrukturelle Fragen im Wege. Bisher führt lediglich eine Linienbusverbindung (einige weitere durch Fernbus) aus Chemnitz in die Kleinstadt. Die Fahrt ins Ortszentrum dauert eine gute (Dreiviertel-)Stunde und bietet somit keine optimale Anbindungsmöglichkeit. Dass das Chemnitzer Modell bald auch Limbach-Oberfrohna erreichen wird, sehen wir daher positiv. Wir befürchten bei der infrastrukturellen Verwirklichung des Berufsschulnetzplanes ein schlichtes Kapazitätsproblem. Besonders träfe es auch die Anwärter von außerhalb, denn Chemnitz ist Dreh- und Angelpunkt für umliegende Dörfer und Kleinstädte. Von Marienberg oder Annaberg beispielsweise braucht man etwas über eine Stunde um nach Chemnitz zu kommen. Dann machen plus/minus 20 Minuten mit eventuellem Aufenthalt einen wesentlichen Unterschied. Es wäre schlauer und sicherlich in beiderseitigem Interesse, Teile der Ausbildung in Chemnitz zu lassen, und andere Teile nach Limbach-Oberfrohna zu verlagern. So bietet sich für die Verlagerung vor allem der Nord-Westteil der Stadt an, von welchem aus das tägliche Pendeln viel einfacher und mit deutlich weniger Zeitaufwand zu arrangieren ist.

Auch der Ausbildung für Floristen droht der Fortzug nach Wurzen und Dresden. Hier wiegen die Probleme viel größer auf. Für uns besteht die Sorge, dass sich für Interessenten aus Chemnitz und besonders der Umgebung der Stadt zu große Logistikprobleme ergeben, und sie das an der Verwirklichung ihres Berufswunsches stark hindert. Ein Beruf, der in diesem Maße „vom Aussterben bedroht“ ist, kann es sich nicht leisten, aufgrund von Verschiebungen über große Distanzen hinweg Anwerber zu verlieren. Wir reden hier mit jungen (meist minderjährigen) Menschen, die keinen Führerschein haben und in Sachen Mobilität auf den ÖPNV, Eltern und Freunde angewiesen sind. Voraussetzung für solche Pläne ist eine gute Infrastruktur. Diese ist bei der Strecke Chemnitz-Dresden nur bedingt, und bei der Strecke Chemnitz- Wurzen gar nicht gegeben. Unserer Ansicht nach ist diese tägliche Reisezeit für einen Auszubildenden nicht zumutbar und sollte dringend überdacht werden. Wir plädieren eher für eine Ausweitung der verfügbaren Ausbildungsstätten nach außen, anstatt diesen besonderen Beruf durch solche Pläne noch weiter zu gefährden.

Die Schüler Union sieht aufgrund ihrer eigenen Demographie besondere Notwendigkeit darin, Ausbildungsplätze in Chemnitz zu behalten. Ihr kommissarischer Vorsitzender Joel Hochmuth ist der Meinung: „Der Wirtschaftsstandort Chemnitz darf nicht an Bedeutung verlieren und durch solche Experimente gefährdet werden. Es ist wichtig, den Standort umliegender Kleinstädte zu stärken. Dabei darf bloß nicht vergessen werden, dass auch in Chemnitz viele junge Leute leben, denen man ebensowenig einen schrecklichen Arbeitsweg zumuten darf. Deswegen setzen auch wir uns als Schüler Union für intensive Nachverhandlungen bei der Berufsschulnetzplanung ein.“

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